Schaffung und Optimierung besonderer Waldlebensräume

Entfichtung

Fichtenforste in der Aue stellen für verschiedene Tiere, auch für den Blauschillernden Feuerfalter, eine Ausbreitungsbarriere da. Die dunklen Forste können nicht durchflogen werden, es finden sich keine Futter- und Nektarpflanzen.

Im LIFE-Projekt werden derartige Barrieren entfernt: Mit besonders schonenden Methoden wie der Baumentnahme mit dem Seilkran, dem manuellen Schneiden der Nadelbäume und dem anschließenden Herausziehen mit Seilwinden werden bodenschonend die Nadelgehölze geerntet.
In unproblematischen Bereichen werden auch Erntemaschinen, sogenannte Harvester, eingesetzt.

Einleitung der Moor-, Schlucht- und
Auwaldentwicklung

In den entfichteten Auen siedeln sich rasch von selbst im Mittelgebirge auetypische Gehölze wie Schwarz-Erle und Weidenarten sowie typische krautige Pflanzen an. Auf lange Sicht soll sich daraus der Lebensraumtyp Erlen-Eschen- und Weichholzauenwälder (LRT 91E0*) entwickeln. Dieser findet sich entlang von Fließgewässern sowie an quelligen, durchsickerten Tälern oder Hangfüßen.

Auch die daran angrenzenden Talbereiche und -hänge, die entfichtet wurden und sich zu Wald entwickeln sollen, bleiben weitgehend sich selbst überlassen. Sameneinträge von "Überhältern" (einzelne ausgewachsene Laubbäume, die bei der Nadelgehölzentnahme stehen gelassen werden) oder aus benachbarten naturnahen Laubwäldern sorgen dafür, dass sich sukzessive Wälder mit den entsprechenden Entwicklungsstadien von selbst ausbilden können. Lenkend eingegriffen wird nur, wenn Fichtennaturverjüngung zu stark zunimmt. Dann werden die jungen Fichten mit der Hand herausgerupft oder unter dem ersten Astwirtel abgeschnitten.
Je noch Boden, Geländerelief und Ausrichtung der Täler werden sich Schlucht- und Hangmischwälder mit Berg-Ahorn, Esche und Berg-Ulme, Buchen- und Eichenwälder oder Moorwälder mit Moorbirke, Faulbaum, Heidelbeere und verschiedene Torfmoosarten bilden.

Optimierung der Auwälder als Falterlebensraum

Damit die Auwälder des Projektgebietes auch als Lebensraum für den Blauschillernden Feuerfalter nutzbar sind und als Verbindungskorridor zwischen offenen Grünländereien und Brachen genutzt werden kann, müssen diese bestimmte Eigenschaften haben. Zunächst sollten sie licht sein sein! Mittels einer Bewirtschaftungstechnik, dem Plentern, wird erreicht, dass der Waldcharakter dauerhaft erhalten bleibt, die Einzelbäume aber licht stehen. Im Plenterbetrieb werden einzelne Bäume gefällt, ein permanenter Hochwald bleibt erhalten.

Schlangenknöterich (Bistorta officinalis) ist die einzige Futterpflanze der Raupe des Blauschillernden Feuerfalters - hieran legen die Weibchen ihre Eier ab. Der Schlangenknöterich bevorzugt kühle, feuchte bis nasse, nährstoffreiche, nicht zu saure Böden und kommt daher vor allem auf feuchten Wiesen, in Hochstaudenfluren oder Auwäldern im Bergland vor.

Um die Optimierung der Auwälder für die Falter-Art zu beschleunigen, werden im Projekt Rhizomteile (unter der Erde wachsender Spross) des Schlangenköterich schonend geerntet und im Frühjahr (März, April) in geeignete Auwaldbereiche eingepflanzt. Versuche haben gezeigt, dass sieben faustgroße Rhizome je Quadratmeter in einer Distanz zum Gewässer, in der der Boden nicht staunass ist, die besten Resultate liefern.

Bistorta ausgraben
Bistorta eingraben

Wiederansiedlung der Bergulme auf Schluchtwaldstandorten

Hohe Luftfeuchtigkeit und ein grober, steiniger Untergrund an Steilhängen und in Schluchten sind die bestimmenden Merkmale der Schlucht- und Hangmischwälder. Neben Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Esche (Fraxinus excelsior) und Silberblatt (Lunaria rediviva) ist die aufgrund des Ulmensterbens selten gewordenen Berg-Ulme (Ulmus glabra) typisch.

Im Projekt werden Ulmensamen von über 200 jährigen Ulmen gesammelt, in einer Baumschule ausgesät und dann als 1 bis 2 jährige Pflanzen an geeigneten Stellen in Schluchtwäldern geschützt ausgepflanzt. Damit soll die schöne und typische Baumart in ihrem Vorkommen unterstützt werden.

Knospen und Blätter von Laubbäumen sind für Reh und Hirsch Leckerbissen. Ein erfolreiches Aufwachsen der Pflanzen ist wahrscheinlicher, wenn man die jungen Bäumchen vor dem Hunger dieser Tiere schützt. Neben dem Schutz einzelner Bäume durch kleine Draht- oder Kunststoffröhren kann auch ein kleiner Waldbereich eingezäunt werden. Wir tun dies mit sogenannten Hordengattern - ein Verbund von Zaunelementen, die aus unbehandelten Fichtenlatten zurecht gezimmert werrden.

Innerhalb des Gatters entnehmen wir die Naturverjüngung der Fichten - eine Arbeit, die uns noch viele Jahre beschäftigen wird - und pflanzen die selbst gezogenen Bergulmen an. Gemessen an dem Raum, den eine einzelne, ausgewachsene Bergulme zukünftig einnehmen wird, pflanzen wir viel zu viele Jungpflanzen. Damit machen wir es aber nicht anders als die Natur, die gleichsam jährlich eine Unmenge von Samen ausstreut, von denen nur wenige keimen und alt werden können.